Sonntag, 6. Juli 2014

4516.91 Kilometer und 26.827 Höhenmeter später...

Von Alta geht die Reise weiter nach Olderfjord. Das Wetter lädt nicht wirklich zum weiterfahren ein, aber ein Blick auf die Prognose verrät mir das ich optimistisch weiterfahren sollte - noch zwei Tage und es kommt wieder Sonnenschein. Die meisten Radfahrer die bereits am Nordkapp waren warnen mich, es ist sehr kalt dort oben und ich brauche unbedingt Handschuhe und warme Bekleidung!
Die folgende Etappe nach Olderfjord ist sehr anstrengend, denn es geht ordentlich bergauf und die Landschaft ist unwirklich, karg und nicht einladend. Das Wetter tut sein übriges und ich finde erst nach 93 Kilometern einen Platz zum aufwärmen. Mein Gesicht glüht vom Wind und von der Kälte. Abends komme ich dann ziemlich geschafft in Olderfjord an und ergattere in einem kleinen Supermarkt noch einen Liter Milch. So kann ich mir den Tütenmilchreis machen und da habe ich jetzt richtig Appetit drauf. Der Campingplatz liegt an der Hauptstrasse und ist ein typischer Durchgangsplatz - hier bleiben die wenigsten Menschen länger als eine Nacht. So auch die beiden Radfahrer die ich kennenlerne. Felix wird am folgenden Tag nach Alta weiterradeln und Uwe genau wie ich zum Nordkap. Er möchte allerdings die westliche Route nehmen, eine ausgewiesen schöne Strecke - vor allem für Radfahrer. Man erspart sich den unangenehmen Autotunnel auf die "Nordkappinsel" und fährt stattdessen mit der Fähre hinüber. Kurzentschlossen fahre ich am nächsten Morgen zusammen mit Uwe weiter - das Tempo passt und menschlich verstehen wir uns gut. Einer der wenigen Radfahrer mit dem ich etwas anfangen kann, vielleicht auch weil ich Uwe gern reden hören - er kommt aus Köln. Der Ort den wir als Etappenziel ansteuern bietet keinen Campingplatz, dafür aber eine öffentliche Aufenthaltshütte der Fährgesellschaft inklusive Dusche, Toilette, Waschmaschine, Trockner und Sofa. Auch ein paar Hotels sind vor Ort, aber die Preise schrecken uns ab. Wir investieren die für die Übernachtung gesparten Ressourcen in einen leckeren Hamburger im Dorfpub - denn es wird dort Fussball übertragen... In der Halbzeitpause gibts noch ein Eis und einen Kaffee. 
Am nächsten Morgen kommt dann mit einem ohrenbetäubenden Hupen die Hurtigrutenfähre in den Hafen gefahren. Ganz unproblematisch geht man an Bord, löst sein Ticket und fährt mit. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden und bringt uns gegen Mittag nach Honningsvåg. Unser Basislager errichten wir auf dem etwas ausserhalb gelegenen Campingplatz - denn die Strecke zum Nordkap hoch ist zwar mit etwa 30 Kilometern nicht wirklich weit, aber anspruchsvoll denn es sind um die 700 Höhenmeter zu bewältigen - auf der Rückfahrt dann nur etwa 600 Höhenmeter... Das Wetter ist klasse und wir entschliessen uns nach einer kleinen Stärkung bereits aufzubrechen, am Kap zu picknicken und dann in der Nacht zurückzufahren. Gesagt - geradelt, nach guten 2 1/2 Stunden kommen wir am Nordkapp an! Ich bin ziemlich kaputt aber auch sehr glücklich. Noch ist es ruhig und wir haben Zeit für ein paar schöne Fotos. Dann kommen die Busse - Wahnsinn! Binnen kurzer Zeit steht man sich auf den Füssen, aber dieser Zustand ist zeitlich begrenzt, denn die Bustouristen werden ja alle wieder pünktlich um 0:30 Uhr in ihre Betten gebracht. Für Uwe und mich steht - nach einer weiteren Fotosession - dann noch der Rückweg auf dem Programm. Nur leider haben wir nicht mit solch einem Gegenwind gerechnet... Es geht merklich den Berg hinunter, aber warum müssen wir treten um mit unglaublichen 6 km/h von der Stelle zu kommen?! Um 4:30 Uhr erreichen wir den Zeltplatz. Aufgedreht und ziemlich platt. Die Nachtfahrt war ein besonderes Erlebnis, denn die Sonne scheint und auch die Temperaturen sind angenehm. Wir haben grosses Glück mit dem Wetter! 
Auch der heutige Ruhetag besticht durch Sonnenschein und heisse Temperaturen - kurze Klamotten sind angesagt und ich schwitze bei guten 20 Grad vor mich her und teste schon einmal das norwegische Eis, denn das Wetter soll so bleiben... Morgen früh um 5:30 Uhr nehme ich die Fähre in Richtung Süden, während Uwe nach Alta fährt und dort am Sonntag in den Flieger nach Hause steigt.
Sehr kalt und ordentlich Wind auf dem Weg nach Olderfjord machen die Etappe zu einer zähen Angelegenheit. 
Mitternachtstimmung in Havøysund.
Milchreis und Marmelade aus der Tube - das schreit förmlich nach blöden Tätigkeiten ;-) 
Kurze Hosen, Sonnenschein, blauer Himmel - das bekommt man nur selten geboten am Nordkap.
Gegenwind auf der Rückfahrt um drei Uhr morgens - whaaa! Ich werde nicht absteigen ;-)
Grandiose Stimmung mitten in der Nacht, ein ganz spezielles Licht.
Ruhetag am Hafen von Honningsvåg. 

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