Mittwoch, 16. Juli 2014

Radfahren über dem Meer - unterwegs auf der Küstenstrasse 17

Diese Strasse wird zu den schönsten Touristenstrassen der Welt gezählt. Auf etwa 650 Kilometern verbindet sie Bodø und Steinkjer, nicht zuletzt aufgrund der Streckenführung und insgesamt sieben Fährpassagen habe ich das Gefühl über dem Meer unterwegs zu sein. Ein Blick auf Tacho und Höhenmeter bestätigt meine Vermutung. 
Von den Lofoten starte ich früh morgens mit einer dreistündigen Fährüberfahrt nach Bodø, von hier geht es dann mit dem Rad weiter. Immer wieder ein Erlebnis: als Radfahrer bist du meinst der erste Passagier der sein Fahrzeug auf die Fähre bringen darf. Erst nach ein paar weiteren Minuten folgen dann die Autos - solange kann man theoretisch nach Herzenslust auf dem Schiff auf und ab radeln - ich parke meistens aber recht schnell. So ein grosser leerer Schiffsbauch hat was unheimliches... 
Wie auch die vielen Tunnel die es zu passieren gilt. Schlecht ausgeleuchtet, meistens feucht und kühl verlangt es jedes mal wieder ein klein wenig Überwindung in dieses schwarze Loch hineinzufahren und nicht zu wissen ob man da nun auch nach über drei Kilometern wieder rauskommt. Warnweste und Fahrradlicht leisten hier aber gute Dienste und herzhaftes lautet Gegröle im Tunnel meinerseits verscheucht nicht nur das mulmige Gefühl sondern verschreckt wohl auch meine Mitmenschen ;-). 
Die Küstenstrasse und vor allem die Fährpassagen haben aber auch so seine Tücken. Es ist fast unmöglich nervige andere Reiseradler abzuhängen - am zweiten Tag ist ein Engländer so von sich überzeugt, er hört gar nicht mehr auf von sich zu schwärmen. Ich fahre langsamer und lasse ihn ziehen. Endlich Ruhe! Leider muss er auf die Fähre warten, das ganze dreimal und dreimal habe ich meine Begleitung wieder. Als ich dann gegen späten Nachmittag einen Campingplatz anfahre wäge ich ab: entweder weitere 80 Kilometer auf dem Rad zum nächsten Campingplatz oder englische Gesellschaft. Ich fahre weiter, habe allerdings schon 80 Kilometer auf dem Tacho und den Blick nicht auf das kommende Höhenprofil geworfen. Tja... Es wurde die längste Etappe meiner Reise inklusive der meisten Höhenmeter und ich bin erschossen als ich nach dem WM Finalspiel mein Zelt aufbaue. Aber irgendwie bin ich auch zufrieden, denn so habe ich keinen Stress mein Etappenziel der nächsten beiden Tage zu erreichen und kann ganz entspannt weiterrollen. 
Meine letzte Nacht verbringe ich in Forvik auf einem kleinen Campingplatz mit angeschlossener Kaffeerösterei und am kommenden Morgen sehr leckerem Kaffee. Meine letzten Radkilometer sind entspannt und ich geniesse Sonne und Rückenwind. Ich bin viel zu früh in Brønnøysund wo ich am Nachmittag einschiffe und mich auf dem Weg nach Bergen mache. Diesmal ist das mitreisende Publikum gemischter und die kommenden beiden Seetage sind, auch dank Kabine die ich buchen konnte, entspannt. 


Morgenstimmung - von der Fähre nach Bodø
Einer der langen Tunnel - die ersten Meter wird jedes mal laut gesunden: "Tunnel, Tunnel - wenn du reinfährst wird es dunkel, wenn du raus fährst wieder hell".  
Lädt nicht zum verweilen ein ;-).
Über dem Meer unterwegs - die Sonne verschwindet langsam, hinter den Bergen. 
Ein letzter Sonnenuntergang vom Zelt aus beobachtet. 
Warten auf die Fähre - es geht wieder auf See! 

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