Freitag, 22. April 2016

"I hear the train a comin'. It's rolling round the bend."

Wer kennt ihn nicht, den mit tiefer rauer Stimme gesungenen Blues von Jonny Cash, über die Sehnsucht nach Freiheit eines Insassen vom Folsom State Prison. Eben in diesem Ort bin ich heute in einem sehr guten Hotel gestrandet. Die Lobby riecht nach frisch gebackenen Schokoladenkeksen, welche den Gästen selbstverständlich angeboten werden. Die Kekse sind so frisch, dass die Schokoladenstückchen noch verlaufen. Ich habe mich selten in einer Hotellobby so wohl gefühlt, es ist schon fast heimelig. Der Kaffee schmeckt auch sehr gut. Ich liebe die Haselnussmilch, welche oft in kleinen Portionsverpackungen zum Kaffee angeboten wird.
Aber der Weg bis nach Folsom war eine kleine Herausforderung für den Kopf. Der erste Tag führte mich von San Francisco durch nicht sehr ansprechende Gegenden vor Sacramento. Es ist ungemütlich und oft liegt Müll herum, es gibt viele obdachlose Menschen. Als ich eine Dame nach dem Weg frage, spricht diese kein Englisch. Der Zeltplatz möchte mich und mein Zelt nicht aufnehmen. Es ist irgendwie alles ein wenig komisch. Ich lande in einem Motel direkt an der Interstate 80. Teuer und unpersönlich, dafür aber sauber und sicher. Ich schlafe hervorragend und starte heute bei Nieselregen auf die nächste Etappe in Richtung Osten.
Die Strecke verläuft entlang der I80, anfänglich selten parallel. Ich fahre tatsächlich immer geradeaus und werde alle paar Kilometer durch ein Stop Schild geweckt, an welchem ich einen 90 Grad Richtungswechsel vollziehe. Mal nach rechts, mal nach links. Mal Rückenwind, mal Seitenwind. Ab und zu eine platte gestreifte Schlange auf der Strasse, aber nie länger als einen Meter.
Erst kurz vor Sacramento fahre ich dann richtig entlang der Interstate und kann Strecke machen. Der Rückenwind schiebt ordentlich. Ab Sacramento dann die grosse Freude: die nächsten 50 Kilometer fahre ich auf einem zweispurig ausgebautem Radweg, immer am American River entlang. Keine Autos, ab und zu mal ein Jogger. Dafür ganz viele amerikanische Eichhörnchen, welche mir das ein oder andere mal vor das Rad hüpfen. Anfänglich bremse ich noch panisch ab. Dann merke ich aber, dass diese Tierchen immer schnell genug sind und ich gar keinen Grund habe zu bremsen (bis jetzt jedenfalls noch nicht).
Morgen geht es in die Berge, die Sierra Nevada steht auf dem Programm. Ich habe mir ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, werde früh starten und den Anstieg in Angriff nehmen. Ich habe mich für die Nordroute entschieden und rechne mit Schnee und anspruchsvollen Verhältnissen auf der Strasse.

Links, rechts, Rückenwind, Seitenwind.
Perfekte Velowege!
Wir fahren immer entlang der Interstate 80.
Reise mit Stil, wenn du alleine reist...

2 Kommentare:

  1. Scheint wirklich sehr schön aber auch abenteuerlich zu sein.

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  2. Früher hies es in der Werbung "ich gehe meilenweit für eine Camel-Filter". Bei dir heisst es: "ich fahre meilenweit für einen Schockokeks!" Ich gönne ihn (sie???) dir! Keep on rolling.

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