Dienstag, 19. April 2016

If you're going to San Francisco, be sure to have strong legs...

Es ist verdammt hügelig in und um San Francisco. Das merke ich direkt am ersten Tag. Ich habe mir für die Nacht einen tollen Campground ausgesucht, mit super Bewertungen im Internet direkt an der Golden Gate Bridge gelegen. Auf geht's also, das Rad hat den Flug fast unbeschadet überstanden und fährt sich gut.
Es ist mit über 30 Grad zu heiss für diese Jahreszeit und ich schwitze mich die Hügel der Vorstädte hoch. Eine Gänsehaut bekomme ich trotzdem, als ich die Golden Gate Bridge zum ersten Mal aus der Ferne sehen kann. Das etwas später folgende Gefühl mit dem Rad über diese Brücke zu radeln ist unbeschreiblich. "Mir gehört die Welt", denke ich - und zum genau gleichen Zeitpunkt geschätzten hundert anderen Radfahrern auch. Es ist Sonntag und Rush Hour auf der Brücke.
Nach kurzer Zeit finde ich dann die Abzweigung zum Campground, eine Schotterpiste welche sich etwa 100 Höhenmeter in die Tiefe schraubt, bis zum Wasser. Und nur ein Weg zurück...
Ehrlich geschockt bin ich, als ich am Campground ankomme. Es gibt vier Zeltplätze, jeweils eine Bärenbox und zwei Plumpsklos. Keine Dusche, kein fliessendes Wasser. Der Platz ist mehr ein Wald. Wunderschön mit tollem Blick auf die Stadt, aber so hatte ich mir das ja eigentlich nicht vorgestellt. Ich habe weder Wasser noch Essen dabei und will weiterfahren, als ich mit einem Amerikaner ins Gespräch komme und mich entschliesse zu bleiben.
Es kommen noch sechs weitere Amerikaner dazu, welche zum Campen und Fischen zwei freie Tage ausserhalb der Stadt verbringen wollen. Eine bunt gemischte lustige Gruppe verbringt so den Abend zusammen am Lagerfeuer, zu Essen gibt es Fleisch und süsse Hotdog Brötchen.
Die Nacht bricht herein und ich falle müde in den Schlafsack, bis ich irgendwann von lauten Geräuschen direkt neben meinem Zelt aufwache. Ich will schon rufen: "hey guys, are you still hungry?", als ich ein bäriges Grunzen vernehme. Ich erstarre im Schlafsack, male mir sogleich ein Bild von einem grossen braunen Bären aus und überlege fieberhaft, ob ich auch wirklich alle essbaren Dinge aus meinem Zelt verbannt habe.
Etwa eine halbe Stunde später ist zwar Ruhe, aber schlafen kann ich nicht mehr. Am nächsten morgen dann der Schock. Es waren raccoons - Waschbären - welche es tatsächlich geschafft habe die Kühlbox zu öffenen und alle Eier zu stibitzen. Entsprechend wie auf einem Eier-Schlachtfeld sieht es um unsere Zelte aus. Kein einziges Ei wurde übriggelassen und unser Frühstück beschränkt sich auf gedünstete Paprika, Chips, Würstchen und 12 jährigen Single Malt Whiskey. Wir sind uns einig, dass es sich um intelligente Tiere gehandelt haben muss.
Da der Campground als Ausgangspunkt für meine geplante Sightseeingtour nicht gut geeignet ist, buche ich mir für zwei weitere Nächte ein Hotel an der Mason Street. Ich nutze die beiden Tage um ausgiebig durch San Francisco zu laufen, Leute zu beobachten und meine Ausrüstung zu ergänzen.
San Francisco ist eine übersichtliche Stadt mit schönen, gemütlichen und interessanten Ecken. Die Stadt lebt und es macht Spass sich treiben zu lassen und seinen Gedanken nachzuhängen.

Der Blick vom Campground auf die Stadt, Tag und Nacht beeindruckend.  
Frühstück am Lagerfeuer. Trotz gestohlener Eier ist die Stimmung gut. 
Auch die Ente hat Spass und geniesst das California Feeling. 
Kunstflug vor Alcatraz.

Schweizer Architektur in San Francisco.
Pier 39, einer von unzähligen Seelöwen geniesst die Sonne.  

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