Dienstag, 24. Juni 2014

Ein letzter Blick auf Ostsee und Zelt...

Nachdem in der Nacht von Sonntag auf Montag gleich zwei weitere Zeltstangen gebrochen sind und ich nun in einem tiefer gelegten Zelt übernachtet habe - mir blieb nichts anders übrig als die defekten Teile komplett zu entfernen - habe ich endgültig genug und meine Geduld ist bei unter Null angekommen. Seit Tagen behandle ich meine Unterkunft wie ein rohes Ei und was ist der Dank? Grrrr... Selbst wenn das Ersatzteilpaket mich in Luleå erreicht, würden die Ersatzteile nicht mehr ausreichen um alles zu reparieren. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und nach kurzer Fahrt mache ich mich in Luleå auf die Suche nach der Poststation. Die gibt es seit neuestem nicht mehr, denn es wird umstrukturiert und die Post ist nun in kleinen Zeitschriften- oder Tabaklädchen zu finden. Nur in welchem? Jetzt beginnt meine Suche quer durch das Städtchen, ich klappere sieben Läden ab. Von DHL, UPS bis hin zur staatlichen schwedischen Post in mehreren Geschäften: mein Paket ist nirgends auffindbar. Dafür ein Outdoorshop mit freundlichem, sehr hilfsbereitem Personal. Nach dem Versuch die Zeltstangen zu reparieren wird schnell klar das diese Vorhaben äusserst suboptimal und teuer wäre. Nun bin ich Besitzer eines durch und durch schwedischen Zeltes - made in Schweden und gekauft in Schweden. Das ausgediente Zelt ist per Post (nach zwei Stunden Wartezeit, denn die Aufkleber für Auslandsporto mussten erst noch geholt werden) auf dem Weg nach Hause. Denn der Fachmann bestätigte mir beim Anblick der defekten Teile, dass es sich um einen Materialfehler handelt und nicht um unsachgemässe Handhabung, was mir ja schon das ein oder andere mal unterstellt wurde: Ines bekommt schliesslich alles kaputt :-). Und da es kein billiges Zelt war hoffe ich die Garantieleistungen in Anspruch nehmen zu können. 
Mittlerweile ist es Montag Nachmittag geworden. Ich möchte nicht in Luleå bleiben, denn die Ausgangsposition für die nächste Etappe wäre nicht ideal. Da mir die Dunkelheit nicht in die Quere kommt - das ist bei Radreisen oft ein limitierende Faktor zum Fahren - radele ich weiter bis nach Boden. Auf dem Weg erschrecke ich noch einen Elch am Strassenrand, diesmal mit grossem Geweih, der rennt dann aber ziemlich schnell in den Wald hinein. Bei den langen geraden Strecken bleibt viel Zeit zum studieren: ich bin mir fast sicher das die Sonne jetzt gar nicht mehr ganz untergeht. Erlebt habe ich das zwar noch nicht direkt, aber immer wenn ich wach werde ist es hell im Zelt. Ich könnte ja auch mal komplett durch die Nacht fahren, das lässt sich sicherlich noch einrichten... 
Die Provinz in die ich mich langsam hineinbegebe heisst Norrbottons län und hier leben laut Wikipedia zwei Einwohner pro Quadratkilometer. Nicht wirklich viel, aber: einen grossen Schiessstand gibt es hier und da ich direkt vorbeifahre, möchte ich doch sehen wo wir unsere Mädels und Jungs ab und zu mal hinschicken. 
Nach kurzer weiterer Fahrt finde ich dann auch den anvisierten Campingplatz in Boden. Eine Kleinstadt mit militärischem Flair, hier ist ein wichtiges militärisches Ausbildungszentrum der Schweden. Ich entschliesse mich hier einen Ruhetag einzulegen, die Wäsche zu waschen und vor allem die weitere Route zu planen. Jetzt werden die Etappen wesentlich länger - morgen stehen circa 130 Kilometer auf dem Plan in Richtung Jokkmokk. Da möchte ich dann unbedingt ein Café besuchen, was mir vor ein paar Wochen eine nette Verkäuferin in Rostock empfohlen hatte. 
Die Ostsee werde ich von nun an nicht mehr sehen, das nächste Meer ist die Barentssee, ein Randmeer des arktischen Ozeans.  

2,5 Kilometer bis zur nächsten Kurve - in beide Richtungen. 
Der Schiessstand in Boden, gerade trainiert das Militär. Fotos sind nicht so gern gesehen... 
Mein neues Zelt - aussen grün und innen gelb. Etwas grösser als das alte Zelt, Packmass und Gewicht dafür etwas geringer. Bisweilen noch voll funktionsfähig und standfest ;-)... 

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