Sonntag, 29. Juni 2014

Arbeitsloses Navigationsgerät und viel Mücken in Finnland

Mit riesigen Schritten geht es jetzt in Richtung Norden und meine Ankunft am nördlichsten Punkt Europas ist mittlerweile planbar geworden. Und damit natürlich auch die Rückreise, zu der ich mir in den letzten Tagen vermehrt Gedanken gemacht und Informationen gesammelt habe. Aber eines nach dem andern...
Meine Weiterreise von Gällivare verläuft sehr navigationsarm nach Vittangi. Das dies ein sehr einfacher Campingplatz werden würde hatte ich recherchiert. So war es dann auch. Zwar wunderschön direkt am See gelegen waren die Anlagen ziemlich verfallen und luden nicht wirklich zum Aufenthalt ein. Ich habe daher mein Abendessen - leckeres Lachsbrot - im Zelt gegessen. Hätte ich gewusst das ich noch ein weiteres mal Abendessen würde, hätte ich wohl nicht noch die ganze Kekspackung hinterher gefuttert. Der Campingplatzwärter und sein Arbeitskollege luden mich zum Grillen ein, was ich dankend annahm. Die beiden kommen aus Estland, arbeiten seit sieben Jahren in Schweden und sprechen russisch miteinander. Spätestens nachdem mir ein Wodka angeboten wurde, kamen Erinnerungen an Moskau dieses Jahr wieder in mein Gedächtnis und ich habe mich dann wohlwissend zurückgehalten.
Am nächsten Tag geht die Reise etwas später als gewohnt weiter, meine Karte bleibt heute bis auf ein mal ganz zu Beginn in der Tasche. Denn es ist recht einfach: "Folgen Sie der E45, nach 110 Kilometern haben Sie ihr Ziel erreicht." Idiotensicher erreiche ich dann mein nächstes Etappenziel in Karesuando, direkt an der finnischen Grenze. Ich geniesse den zweiten Teil dieser Etappe, die Landschaft lädt zum Träumen ein. Der Campingplatz ist knuffig um ein schönes schwedisches Wohnhaus organisiert und wird von einem älteren Ehepaar geführt. Die Sanitäranlagen sind liebevoll eingerichtet und sehr sauber. Ich zelte direkt am Haus, gegenüber ein Hamburger mit dem ich am nächsten Morgen noch kurz ins Gespräch kommen.
Die letzte Nacht hat mein Magen etwas gegrummelt, da ich mir nicht sicher bin was mir nun nicht bekommen ist entsorge ich vorsichtshalber fast alles was in Frage kommen könnte. Auch sonst bin ich hier mittlerweile skeptisch beim Einkaufen, denn man merkt deutlich das die Geschäfte anscheinend nicht täglich beliefert werden. Gerade frische Produkte sind ab und zu schon etwas matschig. Die Möglichkeiten mich zu verpflegen haben seit zwei Tagen rapide abgenommen, heute Abend gab es das gesündeste was ich finden konnte: Knäckebrot mit Käse und Marmelade, als Nachtisch einen Joghurt.
Das Wetter ist heute herrlich, teilweise über 25 Grad warm. Das gefällt auch den Mücken und seit zwei Tagen lerne ich diese kleinen Tierchen besser kennen, was nicht schwer ist denn es sind viele... Aber ein Mix aus Anti Brumm und schwedischer Chemie hilft recht gut und so sirren die Viecher zwar um mich herum, stechen aber nur selten. Aufgrund der Mücken und auch mangelnder Möglichkeiten mache ich so gut wie kaum Pausen und fahre praktisch die Etappen komplett durch. Auch sonst hat sich einiges geändert: man versteht und spricht weniger Englisch, die Landschaft ist sandig und seicht hügelig und ich habe heute das erste mal wieder Euros in der Hand. Nur die Rentiere ticken wie in Schweden: sie sind neugierig und vor Radfahrern haben sie keine Scheu, selbst klingeln und rufen bewegt sie nicht von der Strasse. Da musste dann das nächste Motorfahrzeug kommen und die Herde rennt panisch in die nächste Strasse - linksrum in Richtung Flughafen, wobei das letzte Tier die Kurve zu schnell nimmt und sich ziemlich unsanft auf die Nase legt...
Ich komme aus Gällivare und möchte weder zum Flughafen noch nach Kiruna...
Leckeres Gegrilltes das in der Nacht noch zweimal erwärmt und in Etappen verspeist wird. 
Solche Spielereien fallen nur einem Radfahrer ein, der zu lange gerade aus fährt - fang den Schokoriegel :-)
Heute morgen ging es direkt nach Finnland, der Schlafplatz lag nur 200 Meter entfernt.
Ein finnisches Café, heute Mittag besucht - ausser Fisch in jeglichen Variationen gab es noch Kaffee und Souvenirs. 
Da hat das Motorrad kurzfristig Rentierpower - aber die wollten links, Richtung Flughafen. 
Wenn das Strassennamen sind: hui da möchte ich deine Adresse nicht aufnehmen müssen ;-) 

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