Samstag, 7. Juni 2014

Schloss Gripsholm, ein Elch und 1169 Höhenmeter

Mein sportlicher Ehrgeiz ist heute morgen zusammen mit mir aufgewacht. Es kann ja nicht sein das ich noch zwei Tage bis Mariefred brauche. Das sollte doch auch an einem Tag gehen. Tut es. Ich fühle mich gut, die 142 Kilometer mit satten 1169 Höhenmeter erledige ich in knapp acht Stunden im Sattel. Ohne grosse Pausen, denn es läuft. Ein angenehmer Rückenwind schiebt und bei 17 Grad trocknen die Klamotten nach ein paar Schauern auch wieder schnell. Das war bislang die längste Etappe in Schweden, mit zwei ganz besonderen Highlights. 
Als ich so auf einer "Kuhstrasse" - so werden die kurvigen Landstrassen von den Einheimischen genannt - entlangdüse, werde ich doch tatsächlich von einem Elch beobachtet! Ich habe ihn auch gesehen und verlangsame abrupt mein Tempo. Der Elch steht nur ein paar Meter von der Strasse entfernt und schaut mich an. Ich schaue zurück. Komisches Gefühl und das der Elch sich nicht rührt, sondern nur schaut und auch nicht sonderlich klein auf mich wirkt, löst ein leichtes Unbehagen in mir aus. Ich gebe Gas und fahre weiter. Dann kommt mir nach ein paar hundert Metern ein Rennradfahrer entgegen und ich denke mir: wenn der jetzt an dem Elch vorbeifährt, kann ich auch noch mal vorbeifahren. Gesagt - getan. Ich wende mein Rad und krame den Fotoapparat hervor. Der Elch steht noch genau da, wo ich ihn vermute und schaut mich wieder an. Er hat bestimmt das Gefühl mich schon mal gesehen zu haben... Da ich ja eigentlich in die andere Richtung muss, wende ich erneut, fahre zum dritten Mal an dem Tier vorbei und kann ihn förmlich denken hören: "was ist das für ein geröhrter, äh gestörter Radfahrer?!" Und der hält auch noch beim Fahren einen Fotoapparat hoch - anzuhalten habe ich mich nicht getraut. Dieses Erlebnis lockt einem Schweden wahrscheinlich nur ein müdes Lächeln auch die Lippen, für mich war es ein toller Moment mit Gänsehautfeeling. 
Ein weiteres mal bekomme ich dann eine Gänsehaut, als ganz plötzlich vor mir Schloss Gripsholm auftaucht. Jetzt stehe ich tatsächlich vor dem Schloss und bin mit dem Rad angereist! Ein Traum, den ich mir oft im Kopf ausgemalt habe, ist in einem Moment real geworden. Ein komisches Gefühl.

Fährüberfahrt morgens früh, die Landschaft lässt sich kaum mit dem Fotoapparat festhalten. 
Ein Elch - OK, ein kleiner Elch :-)
Typische Nebenstrassen, oft auch unbefestigt. 
Schloss Gripsholm - ein Traum geht in Erfüllung. 

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