Donnerstag, 19. Juni 2014

Going North - und langsam kommt Betrieb auf :-)

Für den vergangenen Ruhetag habe ich mir einen schön gelegenen, aber sehr windanfällige Campingplatz in Härnösand ausgesucht. Nach meiner Ankunft am Sonntag und einer ausgiebigen Dusche komme ich zurück zum Zelt und da steht doch tatsächlich ein anderes Zelt nebenan inklusive zwei Fahrrädern. Ute und Bert fahren in Etappen einmal um die Ostsee und sind dieses mal in Umeå südwärts gestartet. Ihr täglicher Newsletter hat nun einen neuen Abonnenten...
Die beiden fahren am nächsten Tag weiter, ich schiebe meinen Ruhetag ein und nutze die Zeit um meine Lebensmittellagerung zu optimieren. Ich bin nun stolzer Besitzer einer rechteckigen 1,75 Liter Plastikdose, hergestellt in der Schweiz - gekauft in Schweden. Das hätte man ja auch einfacher haben können... Ich kaufe nun nicht mehr jeden Tag ein, sondern kann meine angebrochenen Lebensmittel optimal lagern, bei den Temperaturen hier ist das unproblematisch und nun auch gut sortiert. Und so gibt es jetzt abends meistens leckeres süssen Butterbrot und dazu ein bisschen Gemüse. Beim Einkaufen im gut sortierten Gross-ICA ist mir dann ganz eindeutig aufgefallen, dass dies ein schwedischer Supermarkt ist - ich steh vor Regalen voll Knäckebrot. In allen Geschmacksrichtungen und Formen, für Morgens, Mittags und Abends. Hier wird praktisch zu jeder Gelegenheit Knäckebrot gereicht und auch gegessen. Und dazu gibt es Aufstrich aus der Tube, ich habe mich mal herangetraut - Camembert mit Honignote - diese Tube hat den Weg in meine Tupperdose nicht geschafft. Zurück am Campingplatz windet es mittlerweile so stark das ich mich entschliesse mit dem Zelt in eine windstillere Ecke zu zügeln. Noch eine schlaflose Nacht möchte ich mir ersparen. Wind der gegen die Zeltplane prallt kann ganz schön laut sein! Den Tag lasse ich dann in der zugigen Aufenthaltshütte beim WM Fussballspiel ausklingen. Das Wesentliche bekomme ich mit, sonst verstehe ich nur schwedisch ;-).
Am nächsten morgen ist es dann richtig kalt und ungemütlich ausserhalb des Schlafsackes und ich muss mich zum Aufstehen zwingen. Mittlerweile bin ich richtig schnell und brauche mit routinierten Handgriffen keine 5 Minuten mehr bis meine Schlafstätte optimal verpackt ist. Vor allem meine Hände leiden zur Zeit am meisten: vom Wind, dem Regen, der Kälte und durch das ständige Schalten am Drehgriff ist vor allem die rechte Hand stark in Mitleidenschaft gezogen. Über Tag fängt es dann an zu regnen und es hört erst auf als das Zelt abends wieder aufgebaut ist. Diese Regenetappe führt mich durch das bekannte Höga Kusten Naturschutzgebiet, seit 2000 Weltnaturerbe. Über gleichnamige Hängebrücke darf ich mit meinem Rad leider nicht fahren, aber dafür kann ich noch ein Foto von der Brücke machen. Auch bei diesem Katzenwetter sieht die Brücke gigantisch aus! Zu lange schauen kann ich allerdings nicht, denn es ist recht kalt und so radele ich weiter. Bei der Ankunft am Campingplatz in der Nähe von Docksta werde ich dann von vier jubelnden Bikern empfangen - mit den vier Niederländern werde ich noch einen schönen Abend verbringen :-). Sie sind mit ihren Motorrädern auf dem Weg zum Nordkap und planen dieses in zwei bis drei Tagen zu erreichen - nur unwesentlich früher als ich. Nach einem schnellen Frühstück am nächsten Morgen geht die Fahrt dann für uns alle weiter nach Norden. Mich nervt seit Tagen ein kräftiger Gegenwind, doch dem kann ich an diesem Tag für circa 60 Kilometer entkommen. Ich lerne in Örnsköldsvik einen anderen Reiseradler namens Matthias kennen und darf mich ungeniert an sein Hinterrad hängen. Herrlich angenehm und eine sehr kurzweilige zweite Tageshälfte mit einem Kuchen-, Eis- und Kakao Zwischenstopp. Auch die Tatsache das ich neben Matthias noch drei weiteren Radreisenden begegne finde ich klasse, darunter sogar eine allein reisende Frau. Matthias wird am Ende der Ostsee rechts nach Finnland abbiegen und dort noch ein paar weitere Tage auf dem Rad und im Boot verbringen.
Die heutige Etappe beende ich im Nordosten von Umeå, so brauche ich morgen früh nicht mehr durch die Stadt fahren. Die Landschaft ist wieder flacher geworden, aber auch nicht wirklich abwechslungsreich. Nächstes Ziel ist in zwei bis drei Tagen die zentrale Poststation in Luleå. Nach dort ist bereits ein Paket für mich auf dem Weg - der Zelthersteller schickt mir postlagernd Ersatzteile zu, damit ich mein Zelt reparieren kann. Danach werde ich die Ostsee verlassen, den arktischen Polarkreis überfahren und dann in Lappland eintauchen...
Die Auswahl an Knäckebrot - zu kaufen: alle Formen, alle Geschmacksrichtungen, alle Knackvarianten ;-)
Abendstimmung am Campingplatz in Härnösand.
Leider für Radfahrer gesperrt, die Högakustenbrücke.
Vier sympathische Holländer, einen tollen Abend verlebt und viel gelacht :-)...
Typischer Himmel in den letzten Tagen. Ich gewöhne mich an die Kälte und bilde mir ein dadurch den Mücken zu entkommen, denn die haben es ja lieber wärmer... 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen