Sonntag, 15. Mai 2016

Ein ganz besonderer Freitag der 13.

Ich werde schon noch den Dreh herausbekommen. Aber noch habe ich es nicht geschafft. Mein ultraleichter Titan-Kochtopf samt restlichen Grillwüstchen sowie meinen Essensvorräten, welche ich auf dem Tisch neben meinem Zelt lagerte, sind über Nacht verschwunden. Es gibt also kein deftiges Frühstück und ich entschliesse mich das Frühstück des Campingplatzes und Motels in Anspruch zu nehmen. Als ich mich nach dem Preis erkundige antwortet der Besitzer: "du bist eingeladen, ich mag dich".
Gestärkt steige ich aufs Rad und rolle los. Eine kurze Etappe bis nach Escalante zum Zeltplatz. Wunderschön, über einen kleinen Pass. Auf dem Pass lerne ich Priscilla kennen. Wir finden heraus, dass wir beide die Nacht auf dem gleichen Campingplatz verbringen wollen. Sie ist bereits eingecheckt und ich hoffe auf einen Platz für mein Zelt. Sie lädt mich für den Abend spontan zum Essen ein, um 20 Uhr sind wir verabredet. Und wie finde ich Priscilla? Auf diesem Campingplatz gibt es nur ein Wohnmobil aus Maine. Einfach klopfen. Ich sause eine lange 20 Kilometer Abfahrt bei angenehmen Temperaturen und toller Landschaft herunter und möchte bereits kurz nach Mittag auf dem von mir herausgesuchten Campingplatz einchecken. Nur leider ist dieser bereits ausgebucht. Die Dame an der Rezeption ist sehr nett und organisiert mir einen Platz auf dem benachbarten Campingplatz, etwa 200 Meter weiter die Strasse herunter. Ich bedanke mich, mache mich auf den Weg und checke ein. "Du machst eine Amerika Durchquerung mit dem Rad? Dann kostest dich die Nacht nur 5 Dollar. Wir wollen Menschen wie dich damit unterstützen." Ein wunderbarer kleiner Platz, mit neuen Sanitäranlagen, einem tollen knuffigen Café und Shop. Auf Outdoortouristen ausgelegt, dass merkt man auch am Publikum. Ich kaufe in dem Shop einen neuen Kochtopf, in blau mit weissen Punkten - viel stylischer als mein alter Topf - und trinke eine Eis-Chai-Latte.
An diesem Abend stehe ich überpünktlich um 20 Uhr vor Priscillas Wohnmobil und werde hereingebeten. Ich nehme auf dem Sofa Platz und sogleich springt mir ein kleiner Hund auf den Schoss und macht es sich bequem. Der kleine Hund mag mich und ich mag ihn. Zum Abendessen gibt es leckere Burger mit Bacon und Bluecheese. Priscilla ist über 80 Jahre alt und reist seit November mit ihrem Wohnmobil und angehängtem Auto durch die USA. Sie erzählt mir aus ihrem Leben, ich bin fasziniert und höre gespannt zu. Diese Frau ist einfach klasse! Als Nachtisch gibt es noch ein kleines Eis im Wohnmobil, dann fährt Priscilla mich zu meinem Zeltplatz zurück. Das war mein ganz persönlicher Freitag der 13., dieser Tag wurde seinem Ruf nicht gerecht.
Der nächste Tag startet mit einem guten Frühstück. Insgesamt strampele ich etwas über 100 Kilometer und 2000 Höhenmeter ab. Ich mag es den Berg hoch zu radeln, denn diese Höhenmeter geht es auch wieder bergab. Anders verhält sich das mit dem Gegenwind, da weiss man nie was als nächstes passiert. Es geht über 9600 Fuss hinauf, etwas über 3000 Meter. Höhe und Kälte machen mir keine Probleme mehr, ich habe mich daran gewöhnt. Auch die tolle Landschaft entschädigt und so habe ich beim langsamen Bergauffahren mehr Zeit zum beobachten. Nette Busfahrer bleiben hinter mir, bis sie gefahrlos überholen können.
Ich fahre seit einigen Tagen auf dem Highway 12 und bekomme das Gefühl nicht los, dass sich hier hin viele gut betuchte alternative Aussteiger verirrt haben. Alle 50 Kilometer ein kleines Café, mit Kunst, tibetischen Gebetsflaggen und aussergewöhnlichen Kreationen auf der Getränke- und Speisekarte.
Wenn ich ein Café oder Restaurant besuche, wird mir seit mehreren Tagen durchweg qualitativ hochwertiges und äusserst geschmackvolles Essen serviert. Dazu immer ein klasse Service. Auf der Speisekarte stehen bei weitem nicht mehr nur Burger und Pancakes. Es gibt Bagels mit Pesto, BBQ Salat, warme Zimtschnecken, viele selbst gebackene süsse Sachen, knusprige Pizza, Fischkreationen mit Gemüse und Quiche mit Spinat - natürlich nicht alles probiert...
Ich fahre seit Tagen durch diverse wunderbare Nationalparks. Die Landschaft verändert sich langsam aber stetig, es ist spannend dies zu beobachten. In den Canyons direkt am Fluss ist alles grün, wie eine Oase. Viele Vögel, bunte Blumen, dazu ein frischer, nach Wasser und Blumen duftender Geruch. Auf dem Rand vom Canyon ist es windig und karg, es gibt nur wenige Pflanzen. Ich sehe sämtliche Steinformationen, von rauen spitzen Steinböcken bis zu ausgewaschenen sanft wirkenden Felsens - in  sämtlichen rot Nuancen bis zu kalkweissen Riesen, welche mitten im Wald stehen und nicht wirklich dort hingehören zu scheinen.

Mein persönliches Grillabenteuer - schmeckte 1a ;-).
Das ist der nette Busfahrer, er überholte mich an diesem Tag gleich drei Mal.
Es folgt eine geniale Abfahrt! 
Eine wunderschöne Panoramastrasse, wenn man erst mal oben ist...
Passt.
Hier gibt es noch ganz viel Platz für nette Entenkollegen und Froschkönige ;-)

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