Donnerstag, 12. Mai 2016

Scenic Byway - Radfahren in malerischer Landschaft

Mein Tag in Cedar City startet nicht optimal. Ich freute mich schon beim einschlafen auf getoastete Bagels mit Frischkäse und Orangenmarmelade. Leider waren die Bagels schimmelig. Welch herbe Enttäuschung! Toastbrot ging zwar auch, schmeckt aber bei weitem nicht so toll wie Bagels...
On the road again! Ich werde nicht mehr so oft durch hupende Autos angefeuert. Man ist dazu übergegangen, entweder die Seitenscheiben oder das Schiebedach zu öffnen um mir den Daumen entgegenzustrecken. Oder man überholt mich, parkt am Seitenrand und wartet bis ich herangekrochen komme um mir eine Wasserflasche anzureichen. Einfach so, genial!
Aus der Überquerung der zweithöchsten befestigten Strasse der USA wird leider nichts. Wie ich befürchtete, war die Strasse noch immer gesperrt. Ich schaffe es bis auf 3166 Meter und muss einen 30 Kilometer weiteren Weg in Angriff nehmen.
In einem kleinen Ort mache ich eine Mittagspause, es gibt tatsächlich Zimtschnecken. Diese werden warm serviert und als ob in diesem süssen Gepäck nicht genügend Butter verarbeitet wurde, gibt es als Topping eine kleine Butterkugel oben drauf. Ich werde von einem älteren Ehepaar gefragt wo ich herkomme. Die Serviertochter antwortet schneller als ich... "Sie kommt aus Cedar City. Als ich heute morgen in die Stadt gefahren bin habe ich sie den Berg hoch fahren gesehen und als ich zurück kam fuhr sie immer noch." Ich antworte das dies sehr gut möglich war, denn ich brauchte für den Anstieg ziemlich genau 4 Stunden.
An diesem kleinen Ort, eigentlich nur eine Ansammlung von Blockhäusern, lerne ich tatsächlich einen anderen Reiseradfahrer kennen. Ein kurzes Stück fahren wir zusammen, dann biegt er rechts Richtung Zion Nationalpark und ich links Richtung Bryce Canyon ab.
Es ist mittlerweile schon relativ spät und ich gebe Gas, um in Panguitch noch vor 19 Uhr einzuchecken. Ich werde bereits erwartet und die Dame, welche ich am Vorabend am Telefon hatte, ist tatsächlich so nett wie sie sich angehört hat. Ich fühle mich direkt wohl, hier ist alles mit viel liebe zum Detail eingerichtet. In der Damentoilette gibt es zum Beispiel ein Körbchen mit sämtlichen Hygieneartikeln, falls man mal etwas vergessen haben sollte. Oder das "Sockenkarussell" in der Laundry. Das Gras auf dem ich mein Zelt aufstelle ist grün und saftig. Direkt daneben eine kleine Feuerstelle, Feuerholz gibt es umsonst dazu.
Ein älterer Herr ist gerade dabei Feuer zu machen und ich frage ihn, ob ich das Feuer gleich eventuell für ein paar Würstchen mitbenutzen darf. Natürlich darf ich, also schnell noch die Würstchen besorgen... Von den amerikanischen Grosspackungen ergattere ich eine kleine Packung mit 8 Hotdog Würstchen - auch für Grillen geeignet - sowie einen Salat. Damit ich die Würstchen auch grillen kann, schnitzt mir der ältere Herr einen kleinen Spiess, er hat sichtlich Spass daran. Jetzt kann es losgehen! In der Zwischenzeit haben sich auch seine Frau und Max, ein kleiner Hund, um das Feuer gesellt. Terrell und Diane kommen aus Kanada und leben seit einem Jahr in ihrem Wohnwagen. Dieser Wohnwagen ist etwa doppelt so gross wie die Wohnwagen die man normalerweise in Europa zu sehen bekommt, zieht noch ein Auto hinter sich her, auf dem zwei Fahrräder montiert sind. Sie erzählen mir, dass viele Leute sie für verrückt halten, da sie im Wohnwagen leben und herumreisen. Solange sie können und möchten, wollen sie so schöne Orte erkunden. Wir sitzen bis es dunkel wird am Feuer und erzählen.
Die Nacht ist kalt und es muss unter null Grad gewesen sein. Die Banane, welche ich ausserhalb meines Zeltes deponiert habe, ist zur Hälfte gefroren. Auch ohne Banane mache ich mir ein leckeres Frühstück, Diane bring mir einen Kaffee rüber und nachdem ich diesen ausgetrunken habe noch eine heisse Schokolade. Das hatte sie mir am Vorabend versprochen.
Die Route führt durch tolle Landschaften, Scenic Byway heissen diese Strecken, das gefällt mir sehr gut. Teilweise auf eigenen Radwegen im Bryce Canyon. So kann ich in Ruhe umherschauen. Ich verrenke mir dabei allerdings fast den Hals, denn es gibt so viel zu sehen! Ich bin froh wieder auf dem Rad zu sitzen.
Heute mache ich eine richtige Sightseeingtour, mit vielen Fotostops. Nach 50 Kilometern sehe ich einen knuffigen Zeltplatz und checke ein. Nachher gibt es noch live Musik in der Bar nebenan. Vorher werde ich mir aber mein Abendessen zubereiten. Ich habe gefallen am Grillen gefunden, den Grillplatz abgecheckt, Feuerholz zusammengesucht und entsprechend eingekauft. Kann losgehen ;-).

Da war ich fast oben, vier Stunden Anstieg liefen erstaunlich gut. 
Über 3000m gab es noch ein wenig Schnee.
Ein typischer Scenic Byway.
Das "Sockenkarussell" :-).
Der Bryce Canyon ist zum Greifen nahe!

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