Montag, 23. Mai 2016

Übernachtungsgegensätze in Colorado

Die vergangene Nacht verbringe ich in Sapinero. Ich mietete mir für insgesamt 38 Dollar eine kleine Hütte auf einem Campingplatz auf dem ich leider nicht zelten kann. Eigentlich ist dieser Campingplatz wunderschön gelegen, direkt am See. Rundherum nichts. In dieser Nacht werden dort nur sechs Menschen schlafen, die beiden Besitzer, drei weitere Dauergäste und ich.
Die Hütte ist eine alte Holzhütte und wird als "rustic cabin" angepriesen. Die Türe schliesst nicht richtig, es ist ein wenig zugig. Der Fussboden besteht aus Teppich. Dieser ist so dreckig, dass es nicht weiter auffallen würde wenn die Rohloff Schaltung an meinem Rad, aufgrund der grossen Höhe, Öl verlieren würde. Im Waschbecken der kleinen Kochnische liegt eine dicke tote Fliege, daneben ein paar Haare. Der Abfluss ist ein schwarzes Loch, aus dem es bereits auf einen Meter Entfernung stinkt. Im Regal daneben ein paar Küchenutensilien, überdeckt mit Spinnweben, umringt von dreckigen alten Lappen und Spültüchern. Immerhin, die Heizung funktioniert. Eine kleine Gasheizung mit Flamme. Hoffentlich brennt die Hütte nicht ab, wäre allerdings nicht schade drum. Das Bett steht in der anderen Hälfte der Hütte, irgendwie schräg. Der Boden hier scheint nicht ganz so eben zu sein. Die Tapete an der rechten Seite des Bettes zeigt lauter nackte Frauen, gezeichnet in schwarz weiss, das soll wohl eine Art Kunsttapete sein. Das Bettlaken und das Kopfkissen ist nicht ganz so ansprechend und ich rolle meinen Schlafsack aus. Ich bin eigentlich nicht zimperlich - aber das war selbst für mich zu viel. Die Toilette und Dusche liegt 50 Meter Luftlinie entfernt in einem extra Häuschen. Der Boden besteht aus Teppich - kein Witz - und der Duschvorhang schliesst leider nicht gut. Der Teppich wird nass - der Optik nach zu urteilen passiert das öfters. Die Toilette war - also die Spülung funktionierte einwandfrei und Toilettenpapier war auch vorhanden. Die Handtücher welche in der Hütte bereit lagen, machten eine undefinierten Eindruck auf mich: sauber oder nicht sauber, das war hier die Frage. Sie waren zwar gefaltet, aber nach Aussehen und Geruch zu urteilen waren sie nicht ganz frisch.
Immerhin sind meine Gastgeber freundlich und auch ein weiterer Gast ist um mein Wohl besorgt und lädt mich zum BBQ ein. Es gibt hervorragende Hähnchenschenkel, frischen Salat und Kartoffeln. Dazu selbst gemachten Eistee. Steve lebt im Sommer hier in seinem Wohnwagen, im Winter im nahegelegenen Skiresort. Er lässt es sich nehmen, mir noch ein bisschen der Gegend zu zeigen und wir unternehmen mit seinem umgebauten Auto eine kleine Tour. Trotzdem bin ich froh, als ich mich heute früh aufs Rad setze, ohne Frühstück. Das spiegelt wieder, wie wohl ich mich dort gefühlt haben muss...
Ich frühstücke im etwa 50 Kilometer entfernten Gunnison und möchte eigentlich noch ein paar Kilometer weiter fahren. Ich entschliesse mich allerdings, das einzige Hostel im Ort für meine kommende Nacht zu buchen. Vielleicht schaffe ich es ja hier mein Hosteltrauma - das ich aufgrund einer schlechten Erfahrung in Schweden machte, hat nichts mit dem Horrorfilm zu tun - abzulegen? Ich checke in ein Mädelszimmer ein, für insgesamt 28 Dollar die Nacht. Mein Schlafplatz für heute Nacht ist die erste Etage im Hochbett. Ich klettere etwas unbeholfen hinauf und fühle mich sofort wohl: herrlich, ein frisch bezogenes Bett! Meine Zimmerkolleginnen und die Gastgeber sind sehr nett. Als Gast nutze ich das gesamte Haus. Das Wohnzimmer ist herzlich und liebevoll eingerichtet, es gibt viele Möglichkeiten es sich bequem zu machen, einen Kamin, einen grossen Esstisch. Alles picobello sauber. Die Küche ist eine Gemeinschaftsküche, komplett ausgestattet. Auch die beiden Bäder sind fantastisch, hier hat sich jemand bei der Einrichtung Gedanken gemacht. Handtücher liegen bereit und diesmal sind sie definitiv sauber. Im Garten erwarten mich mehrere Hängematten, eine Hollywoodschaukel und ein BBQ Grill, frisches Gras mit Löwenzahn und weitere Möglichkeiten auszuspannen. Es ist alles sehr bunt eingerichtet und die Wände hängen voll mit Bildern, Fotos und weiteren Sachen die kein Mensch wirklich braucht, die aber genau hier her zu gehören scheinen. Das Hostel liegt nur drei Blogs vom Stadtzentrum entfernt, hier stimmt einfach alles.

Colorado, viel grün auch auf über 2500 Meter.
Das ist Steve und (m)ein leckeres Abendessen. 
Rustikale Hütte, gemütlich ist anders. 
Gemütlichkeit in Gunnison. 

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