Donnerstag, 5. Mai 2016

Hello Utah - viel Wind und eine Stunde weniger

Drei anstrengende Tage liegen hinter mir. Dabei fing alles sehr verheissungsvoll an: auf der Etappe von Eureka nach Ely überquerte ich unter anderem auch den Pancake Summit. Wo allerdings nun die Pancakes abgeblieben sind weiss ich nicht.
Bereits in Eureka fällt mein Blick sorgenvoll auf den Wetterbericht der nächsten Tage, speziell auf die Windverhältnisse. Normalerweise bläst der Wind aus westlicher Richtung. Dies ist auch der Grund, warum für eine Transamerikatour die Fahrtrichtung West nach Ost empfohlen wird.
Da ich dem Wind zumindest partiell entkommen möchte, starten die vergangenen Tage bereits um 5:30 Uhr im Sattel. Dann freue ich mich auf den Sonnenaufgang alleine auf der Strasse und auf den Moment an dem ich anhalte, um mich meiner langen Bekleidung zu entledigen.
Und dann geht die Challenge los und der Wind setzt langsam aber stetig ein. Heute haut es mich fast vom Sattel, ich entwickele richtige Hassgefühle. Die Windstärke lag auf der heutigen Etappe nach Milford bei 25-35 mp/h, in Böen bei 40-50 mp/h. Das entspricht nach der Beaufortskala einer Windstärke von 6-7, in Böen 8-9. Um noch deutlicher zu werden radelte ich heute bei stärkerem bis steiferem Wind und in Böen stürmischem Wind bis Sturm, aus Richtung Süd/Ost kommend, meine Fahrtrichtung. Ich nutze teilweise die Hälfte der Fahrbahn, bergab muss ich treten. Und das ganze 135 Kilometer? Ich könnte kotzen.
Aber es gab auch die vergangenen drei Tage schöne Momente, die mich den Wind vergessen lassen.
Zum Beispiel die Übernachtung in Baker, einem 68 Einwohner Nest mitten im nirgendwo. Eigentlich gehe ich in die kleine Bar - die auch als Restaurant, Supermarkt, Lobby und Aufenthaltsraum dient - um mein Zimmer zu bezahlen. Ich möchte ja schliesslich am nächsten Tag früh starten. Ich komme in die Bar und sogleich sind acht Augenpaare auf mich gerichtet, denn als ich die Tür mit Schwung öffne kommt ebendiese an die davor hängende Leinwand, welche zu wackeln beginnt. Auf dieser Leinwand wird soeben ein spanischer Film mit englischem Untertitel gegeben. Mein Gastgeber verfolgt den Film so interessiert, dass ich ihn nicht stören möchte. Ich setze mich neben ihn und versuche die Handlung des Films zu verstehen. Das kann ja nicht ewig gehen, ich ergebe mich meinem Schicksal. Nach und nach verlassen die anderen Gäste das Lokal, zum Schluss sitzen nur noch mein Gastgeber und ich vor der Leinwand. Allmählich fesselt mich der Film, leider gibt es kein Happy End. Beim Abspann fragt mich mein Gastgeber dann, ob mir der Film gefallen habe. Er selbst sehe ihn nun zum zwanzigsten Mal und er ist immer wieder aufs neue begeistert. Hätte ich das gewusst, ich hätte keine Probleme gehabt ihn früher nach der Bezahlung des Zimmer zu fragen. Aber dann hätte ich einen gutes Film verpasst.
Oder einen anderen Moment, der vielleicht nicht unbedingt als schön zu bezeichnen ist. Mein Weg führt mich durch das Tal mit dem Namen "Snake Valley" vorbei am "Rattlesnake Knoll". Also durch das Schlangental, vorbei am Klapperschlangenhügelchen. Ich denke mir nichts dabei. Was sagen schon Namen aus? Doch dann merke ich ziemlich schnell: tatsächlich liegen unmittelbar am Strassenrand immer mal wieder ein paar Schlangen. Schön nebeneinander, den Kopf etwas gehoben. Wie Frauen beim Sonnenbaden schiesst mir ein Bild durch den Kopf. An diesem Tag parke ich mein Rad nicht mehr auf dem Seitenstreifen. Auch lasse ich respektvollen Abstand zum Seitenstreifen. Ich habe zwar keine Ahnung ob es Klapperschlangen sind, aber sicher ist sicher.
Trotz heftigem Wind verlasse ich heute ein wenig wehmütig Nevada und freue mich auf Utah und gigantische Landschaften. Bei Grenzübertritt muss ich meine Uhr umstellen, ich verliere eine Stunde.
Morgen möchte ich Cedar City erreichen und dort ein oder zwei Ruhetage einlegen. Eventuell gibt es die Möglichkeit einen Ausflug mit dem Bus zu unternehmen.

So! Und wo sind nun die Pancakes?
So sonnen sich die Schlangen am Wegesrand.
Welcome to Utah! 
Long way to go.

4 Kommentare:

  1. Also Dein Vergleich der in der Sonne liegenden Schlangen mit sich nebeneinander sonnenden Damen überrascht mich schon ein wenig!!😂
    Aber faszinierender finden ich Deine Berichte. Man liest sie und fühlt sich als wäre man hautnah dabei. Echt cool. Ich hoffe das es Dir gesundheitlich (speziell Knie ) weiterhin gut geht und Du Dein gestecktes Ziel ohne größere Hindernisse erreichst!! Good Lack!!😊

    AntwortenLöschen
  2. Ein Pancake Summit ohne Pankake? Das ist ja wie schwimmen ohne Wasser. Seelische Grausamkeit oder schon fast Folter? Anyway - ich wünsche dir gute Erholung!

    AntwortenLöschen