Sonntag, 22. Mai 2016

Think positiv: es ist der Gegenwind, der einen Drachen steigen lässt!

Von Moab geht es - nach einem Verlängerungstag - weiter Richtung Norden, direkt am Colorado River entlang. Wunderbar und dann auch noch Rückenwind! Die über 150 Kilometer bis nach Fruita spule ich ohne grosse Mühen in einem flotten Tempo ab. Ich überquere die Grenze zu Colorado. Langsam komme ich immer weiter nach Osten. Angekommen am Campingplatz baue ich mein Zelt auf und werde von Pat und Dale aus dem benachbartem Wohnwagen zum Abendessen eingeladen. Wie sich später herausstellte, wollten mich auch Irene und Melody, meine andere Nachbarn, zum Abendessen einladen. Aber Pat und Dale waren schneller.
Der gleiche Wind welcher mich am Vortag noch als Rückenwind angeschoben hat, ändert sich auf der Etappe nach Montrose in Gegenwind, denn es geht wieder Richtung Süden. Ohne grosse Orientierungsprobleme radle ich durch Grand Junction, immerhin eine Stadt mit 60.000 Einwohnern. Ich mache nach etwa 30 Kilometern eine Pause und mir Gedanken über meine nächste Nacht.
Und was macht man, wenn alles super läuft? Man könnte eventuell dazu neigen ein wenig übermütig zu werden...
Ohne zu wissen wie das Höhenprofil aussieht und mit einer vagen Vorstellung, das es bis Montrose etwa 90 Kilometer sein müssten, buche ich mir im Rahmen einer geistigen Umnachtung in eben dieser Stadt ein schönes Hotelzimmer. Um den Gegenwind, welcher mich auf dieser Strecke erwartet, weiss ich ja Bescheid. Aber was sind schon 90 Kilometer bei dem bisschen Gegenwind?
Frohen Mutes fahre ich los und verfluche meinen Optimismus das erste mal, als es immer weiter bergauf geht. Was habe ich mir auch dabei gedacht? Ich fahre ja schliesslich wieder in die Berge hinein. Als es dann wieder bergab geht, bläst mir nicht nur der Wind entgegen, er hat sich mit Staub und kleinen Steinchen gegen mich verschworen und ich erhalte ein gratis Ganzkörperpeeling. Mit durchschnittlich 13 km/h werde ich dann schon irgendwann ankommen, mich erwartet schliesslich eine 24 Stunden Rezeption. Nur nicht unterkriegen lassen - aber meine Komfortzone habe ich schon etwas länger verlassen. Ich muss zugeben, dass ich gestern laut und teilweise ausfallend den Wind verfluchte. Oder verfluchte ich vielleicht eher mich, meine Naivität, meine Leichtfertigkeit?
Nach sieben Stunden Radfahren in einem 35 Grad warmen Föhnluftzug fühle ich mich ausgetrocknet, heiss und salzig. Vielleicht fühlt sich so auch Beef Jerky (Trockenfleisch - eignet sich übrigens hervorragend als Proviant)? Offensichtlich hat auch mein Kopf zu viel Sonne und Hitze abbekommen, langsam sollte ich besser ein kühles Hotelzimmer erreichen.
Um acht Uhr Abends rolle ich dann müde und erschöpft auf den Parkplatz vom Hotel, checke ein, hüpfe unter die Dusche und gehe in das benachbarte Steakhouse. Die nette Bedienung stellt mir, nach einem kleinen Vorspeisensalat, ein Steak vor die Nase und scheinbar muss ich sehr glücklich ausgesehen haben, denn sie grinst mich mit einem breiten Lächeln an und hat sichtlich Spass.

Es rollt und rollt!
Hello Colorado, State Nr. 4 :-) 
Wind und Staub - sehr schön. 
Leckeres Steak, dazu Pommes aus süssen Kartoffeln mit Zimt-Apfel Dip. Unsere Welt ist wieder in Ordnung ;-).

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