Montag, 2. Mai 2016

One day off in Eureka

Die zwei vergangenen Tage waren anstrengende Tage auf dem Rad, körperlich und mental. Die Strecken führen mich über hohe Pässe und hinunter durch lange Täler. Die 30 Kilometer lange geradeaus Strecke vor Eureka mit mässigem Gegenwind verlangt nicht nur meinen Beinen einiges ab. Es ist vor allem für den Kopf eine Herausforderung. Man erahnt wie lang diese Strecke sein wird, sieht ein Ende und weiss, wo man sich in 2-3 Stunden wiederfinden wird. Da hilft nur eines, weiterfahren. Eine Pedalumdrehung nach der anderen. Und am besten nicht zu viel überlegen oder gar nach vorne schauen.
Nachdem ich in Austin ankomme, möchte ich eigentlich nur noch etwas essen und schlafen. Austin liegt über 2000 Meter hoch. Ein kleines verschlafenes Nest mit etwa 200 Einwohnern. Ich esse im Café gegenüber einen leckeren Burger. Der Barkeeper ist mit mir als einzigem Gast nicht wirklich ausgelastet, setzt sich mir gegenüber auf die andere Seite der Bar und kaut ein wenig lustlos auf ein paar mit wenig Fleisch bestückten Hühnchenknochen herum. Stolz erzählt er von der Bar, welche aus echtem Holz ist und extra aus England eingeschifft wurde. Die älteste Bar in Nevada, hier hat sogar schonmal eine deutsche Filmproduktion gedreht.
Robert ist der nächste Gast der sich hierhin verirrt. Er arbeitet eigentlich im anderen Café des Örtchens, hat aber einen Tag frei. Es entsteht eine lustige Runde und wir quatschen, spielen Billard und zu guter letzt wird noch die antike Musikbox mit Single Schallplatten angeschmissen. Ein viertel Dollar pro Song. Ich erfahre viel über die Menschen und Lebensbedingungen hier, erhalte ein Jobangebote und soll am besten direkt anfangen.
Am nächsten morgen fahre ich zum Frühstück in eben dieses andere Café. Es gibt um 6 Uhr morgens bereits leckere Pancakes. Als ich zahlen möchte werde ich von Robert eingeladen. Er wünscht mit eine gute Weiterreise und fragt erneut, ob ich nicht vielleicht doch den Job annehmen möchte.
An diesem Radtag leide ich. Ich merke den gestrigen Abend, der Barkeeper kommt ursprünglich aus Serbien und hatte grossen Spass daran mir einen serbischen Schnaps nach dem anderen auszugeben. Es geht über drei Pässe, eine lange Strecke, viel Gegenwind, viel geradeaus und wenige Autos. Vielleicht noch sechs in der Stunde, manchmal auch weniger.
Ich werde von ein paar Motorradfahrern überholt, ein paar Trucks und Autos und - einem Kampfjet. Vor Schreck springe ich fast vom Rad. Ich habe den Kampfjet weder kommen gehört noch gesehen. Er hat sich von hinten angepirscht, ist brutal tief über mich hinweggedonnert und dann war er auch schon wieder verschwunden.
An diesem Abend komme ich erschöpft in Eureka an. Kurz vor meiner Ankunft in der Stadt werde ich vom Sheriff überholt. Er wendet sein Auto, fährt auf mich zu und erkundigt sich, ob ich genug Wasser und Essen dabei habe und ob ich OK sei.
Wie in der Stadtbroschüre steht, ist Eureka eine der ursprünglichsten und besterhaltensten Westernstäde der USA. So sieht es hier auch aus.
Da mein Knie ein bisschen zickt, schiebe ich einen Ruhetag ein. "Die Tatsache legt der Phantasie Handschellen um" (Heinrich Wiesner) und so nutze ich den Tag um Wäsche zu waschen und durch das Städtchen zu flanieren - was allerdings schnell erledigt ist...
Die Landschaft verändert sich leicht, es gibt wieder ein paar kleine Bäume und ganz viele kleine Häschen. Auch die hier lebenden Menschen begeistern mich. Jeden Tag auf's neue, mit kleinen und grossen Gesten.

Früh morgens, für eine Stunde bin ich alleine auf der Strasse unterwegs. 
Der Beginn von 30 Kilometern geradeaus. 
Das ist der stolze Barkeeper in seiner Bar.
Eureka. Zu sehen ist fast der gesamte Ort. 

2 Kommentare:

  1. Nochmal herzliche Grüße aus Sachsen und Toi-toi-toi für dein Knie! Ich starte morgen zum Wandern nach Rumänien und werde von unterwegs dein Blog weiter verfolgen.

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  2. Hey Chapeau! Ich hätte dich jetzt so ca. in Austin vermutet! Da hast du aber ein ganz schön langes Stück abgestrampelt in den letzten Tagen! Auch wenn es in Eureka wohl keine Wellnessoase gibt tut etwas Erholung deinen Waden und dem Knie sicher gut. Betreffend der "Wettkampfverpflegung" brauchen wir uns so wie es aussieht keine Sorgen zu machen. Weiterhin "Good Luck!"

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