Donnerstag, 29. Mai 2014

Auf Wiedersehen Deutschland - Hej Sverige!

Heute ist vorbei mit Ausschlafen und dem durch Frühstück, Brunch, Kaffee, Kuchen und Abendessen strukturierten Tagen. Um 7:45 Uhr geht die Fähre ab und da muss ich erst noch mit dem Rad hinfahren. Kaum zu glauben wie schnell ich mich an das entspannte Nichtstun gewöhnt habe. Meine Lieblingsbeschäftigung der letzten Tage: Leute beobachten. Und ab und zu bekomme ich sogar noch eine Comedy Einlage gratis. Karl-Heinz beispielsweise, der die Bäckereiverkäuferin jeden Morgen vollquatscht. Oder Andreas, der jeden Tag mit FC Bayern Trainingsanzug durch die Fussgängerzone streift und lauthals deutschen Schlager zum besten gibt. Verrückte Menschen - verrückte Welt!
In die ähnliche Kategorie - wo ich mich ja auch zuzähle - fallen auch die Personen, welche beim einchecken für die Überfahrt direkt hinter mit stehen. Der Sound dieser Fahrzeuge ist wirklich amüsant und jetzt wo ich praktisch mittendrin statt nur dabei bin fällt mir auch der Geruch auf... Wo stehen denn die Mopeds?
An Bord - verfolgt von Trabanten - bin ich Exot, das einzige Fahrrad und neben zwei Motorrädern das einzige Zweirad. Kurzer Schnack - wo kommt ihr her, wo fahrt ihr hin. Es ist schon toll wie offen die Menschen einem begegnen, vor allem wenn man alleine unterwegs ist.
Und dann ist es endlich so weit. Die Fähre legt ab, es geht bis Rügen an der Küste entlang, dann auf die offene Ostsee. Und ich bin tatsächlich an Bord und lenke mich durch durchs Fenster schauen, Musik hören und lesen ab. Diese Taktik zieht dann allerdings nicht mehr, als die Fähre den Hafen in Trelleborg erreicht und ich zwischen den LKWs von der Rampe rolle. Am liebsten wäre ich direkt wieder links gefahren, zum Check-in Schalter Ziel Rostock. Ich bin dermassen nervös wie seit mindestens drei Jahren nicht mehr. Noch nicht mal zum Vorstellungsgespräch oder zur Podiumsdiskussion war ich so verunsichert, hin und her gerissen und angespannt. Aber warum eigentlich? Eine Frage auf die ich nur schwer eine Antwort finden kann. Und dann poppt die Frage auf, welche mir immer zuerst gestellt wird: warum tust du dir das an?!? Meine erste Kurzkrise. Mir kommt ein Satz in den Sinn - "Hej und nun wieder: Fokus auf die Strasse" - Genau! Ich gebe meinem inneren Mitbewohner, der zwischenzeitlich die Gestalt eines Schweine T-Rex angenommen hat, einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten und konzentriere mich auf das was mir für die weitere Existenz in Schweden jetzt erstmal wichtig erscheint: das Beschaffen von schwedischen Kronen und die Frage wo ich übernachten werde.
Ich entschliesse mich einen circa 20 Kilometer entfernten Platz anzusteuern. Das Unbehagen fällt von Meter zu Meter merklich ab, Trelleborg lasse ich schnell hinter mir und so langsam komme ich in Schweden auch an. Beim Blick auf die Ostsee bekomme ich Gänsehaut. Ein Hochgefühl stellt sich ein. Ich bringe mein Rad zum stehen, denn ich komme mir vor wie ein Hörnchen auf Speed oder ein Hamster auf Koks - solche Stimmungsschwankungen, das geht ja mal gar nicht und ich klatsche mir rechts und links eine. Naja ich tätschele wohl eher :-) - jetzt ist aber gut! Ich programmiere den Normalzustand ein und so rollt es dann ganz entspannt zum Zeltplatz.
Die Schweden machen es mir sehr einfach mich auf Anhieb wohl zu fühlen. Freundlich und aufgeschlossen begegnen sie mir und ich freue mich darauf diese Land und die Menschen besser kennenzulernen. Hej Sverige!

Trabantenparade mit Fahrrad ;-)

So wohne ich meistens...

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